Über Vespa Restaurationen
VESPA RESTAURIERUNG
Die Restaurierung (wegen Google im Folgenden Vespa Restauration genannt) einer Vespa sollte ein vollständiger Prozess sein und uns nervt es mittlerweile sehr, was auf diversen Portalen als vollständig restaurierte Vespa angeboten wird. Von manchen unbearbeiteten Vespaimporten aus Fernost abgesehen, wo manches Fahrzeug technisch einfach nicht den Anforderungen unseres Straßenverkehrs gerecht werden muß (Seidenstraße ≠ Rosa-Luxemburg-Allee).
Aber auch in Europa „restaurierte“ Vespas haben schon unsere Haare zu Berge stehen lassen. Da wird eine kleine Vespa 50 mal ein wenig abgeklebt, ein paar Anbauteile demontiert und unter die Farbdusche gehalten. Welliges Blech wird gerade gespachtelt, ein paar Chromteile dran geklatscht und fertig ist die Restauration für die viel zu viel Geld verlangt wird.
Prinzipiell wollen wir unterscheiden zwischen technischer Instandsetzung und Vespa Restaurierung/Neuaufbau. Auch wenn wir bei ersterem manche Fahrzeuge genauso komplett zerlegen: Wir sprechen erst bei Bearbeitung der Karosserie (sprich: der Blechteile) von einer Vespa Restauration. Der Unterschied zum Neuaufbau ist, bei einer Restaurierung soll die originale Optik erhalten bleiben, bei einem Neuaufbau wird die Optik (der Lack) geändert. Da viele Vespas in den Jahren optisch stark bearbeitet wurden, gibt es durchaus viele Neuaufbauten. Hier zeigen wir euch an Beispielbildern die Schritte:
Eine Vespa wird zerlegt
Als erstes wird die Vespa grob in Ihre Einzelteile zerlegt: Motor ausbauen, Lenkkopf und Lenkstange demontiert, Sitzbank runter und Tank raus. Nun werden alle Blechteile von Ihren Zierleisten und Anbauteile befreit um das weitere vorgehen zu beurteilen. Manches sieht auf den ersten Blick noch nach Vespa aus und lässt sich vor allem im Internet auf kleinen Bildern als gut erhaltenes Fahrzeug abbilden.
Die Wahrheit bringt nur eines zu Tage: Aller Lack muss runter. Also werden die Blechteile gestrahlt. Erst mittels Stahlkies grob die oberen Schichten weggepustet, anschließend jede Grundierung mit Glasperlen vollständig entfernt. Was übrig bleibt ist rohes Stahlbech. Die Substanz der Vespa.
Auf den untenstehenden Bildern erkennt man sehr schön, was der rote Rahmen rechts so gar nicht zur Schau brachte: Gebrochene Strebe, gerissenes Blech. Es kamen teilweise schon regelrecht weggefaulte Bodenbleche zum Vorschein, die nur auf Grund der mehrfach aufgetragenen Lackschichten noch zusammen hielten. Hier wird nun entschieden: reparieren oder Blech ausschneiden und ein Reparaturblech einsetzen.
Reparaturbleche nimmt entweder aus nicht mehr Verwendungsfähigen Rahmen, bei denen diese Bereiche noch ohne Schaden sind, oder bestellt ein Neues bei den bekannten Onlinehändlern. Einer der typischeren Fälle ist das Bodenblech. Nicht nur das es am häufigsten an der Seite verkratzt und verbeult und durch offene Stellen empfänglich ist für Rost, es hält sich eben auch das Wasser unter den Trittleisten und am Verbindungsspalt zum Mitteltunnel. Einen schönen Vergleich wie das aussieht, wenn man das Bodenblech herausgeschnitten hat und wie ein bearbeiteter Mitteltunnel von innen dann aussieht zeigen wir euch hier:
Der Lack ist ab
Nun, nachdem wir also das Rohblech in der Hand halten und so bearbeitet haben, dass es wieder dem originalen Stand entspricht, soll als nächstes der frische Anstrich her.Wenn wir nicht gerade mit Dartpfeilen auf Farbfächerkarten an der Wand werfen um eine Farbe auszuwählen, kommen Kunden mit ihren Wünschen zu uns. Die Qual der Wahl am Anfang der Vespa Restauration ist immens. Jeder Kfz-Hersteller hat mindestens hunderte verschiedene Farben zur Auswahl. Die original Farben der Vespa stehen natürlich auch immer zur Wahl, aber ob sie einem gefallen ist ja noch lange nicht gesagt. Wir sagen: Mut zur Individualität – so lange es nicht die selteneren Modelle betrifft.
Die Lackierung geben wir immer an unseren Partnerbetrieb. Wir sind kein Lackierbetrieb und besonders die Karosserie der Vespa mit ihrem dünnen, runden Blech, beansprucht das Können des Lackierers in hohem Maß. Sprühdose kann jeder, aber die Ergebnisse sind jedes Mal ein Grauen.
Während also das Blech beim Lackierer mit Samthandschuhen angepackt wird, kümmern wir uns um die Vorbereitung des Aufbaus. Der Motor wird neu gebaut, die Lenkgabel wird zerlegt, mit der Schwinge und Achse neu gelagert und gesilbert, der Tank wird gereinigt und alle geplanten Anbauteile werden organisiert.
Der Dornröschenschlaf ist beendet
So wir denn nun alles gut vorbereitet haben und der Lackierer seine Arbeit erledigt hat, geht es endlich ans Vespa bauen. Die ersten Schritte werden am Rahmen getätigt: Die Seilzughüllen und der Kabelbaum werden verlegt und Trittleisten und Hauptständer werden montiert. Bei technischen Umbauten der Zündanlage müssen zudem teilweise noch Bauteile wie Regler oder Batterien zusätzlich am Rahmen befestigt werden. Zudem werden die Lagerschalen für die Lenkkopflager in den Rahmen eingezogen.
Nun wird der Kotflügel noch auf die bereits gefertigte Lenkstange geschraubt und das Ganze vorne im Rahmen montiert. Mit Reifen, damit sich das alles wunderbar zur Hochzeit mit dem Motor auf der Hebebühne festspannen lässt. Weitere Bilder zur Restaurationsarbeiten könnt ihr unserem Portfolio Projekte entnehmen!